Digitalisierung ist in aller Munde. Für Unternehmen stellt sich oft die Frage, wo und womit fängt man an, verstehen wir Digitalisierung als Chance oder lässt man das Thema vielleicht ganz unter den Tisch fallen? Sicher ist eines: Die Digitalisierung schreitet voran und der damit einhergehende Wandel ist bereits da. Und ja, es gibt sicher Stolperfallen, aber wenn man es richtig anpackt, ist es wohl vor allem eine Chance. Und um genau diese Chancen ging es zur Fachtagung Digitalisierung der Offensive Mittelstand Sachsen.
Am Dienstag, 13. März 2018 traten ReferentInnen und TeilnehmerInnen in Dialog und konstruktiven Austausch, inwiefern Digitalisierung Stolperfalle oder Zugpferd ist. Über 40 Teilnehmende folgten der Einladung der FAW Akademie Chemnitz und der ATB in das Ausbildungszentrum Zwickau. Deutlich wurde auf der Fachtagung der Offensive Mittelstand Sachsen eines: Digitalisierung ist vielfältig und braucht ebenso vielfältige Betrachtungsweisen: Changemanagement, Mitarbeiterführung, Mitarbeitergesundheit und Gesundheitsmanagement in Zeiten digitaler Transformation. Grundsätzlich gilt, digitale Transformation bedeutet Wandel und diesen gilt es aktiv zu begleiten.
Die menschliche Seite der Digitalisierung
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Dr. Natalie Lotzmann, INQA-Themenbotschafterin Gesundheit und Leiterin Globales Gesundheitsmanagement bei SAP, inspirierte dazu, jeden Einzelnen im Unternehmen mit seinem eigenen Erleben ernst zu nehmen, um so die Gesundheit in Zeiten der Digitalisierung zu fördern. Man denke in diesem Zusammenhang nur an die tägliche Informationsflut im Mailpostfach, an dauerhafte Erreichbarkeit und Verfügbarkeit, an häufige Veränderung von Strukturen in Teams und Aufgaben usw. Natalie Lotzmann ist überzeugt, menschliche Grundbedürfnisse, wie Vertrauen, Wertschätzung und Entscheidungsmöglichkeiten seien in ihrer Summe konstant. So steuere das subjektive Empfinden der Mitarbeiter - beispielsweise bezüglich Stress, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder auch des Wandels an sich - in starkem Maße deren Verhalten. Der Mensch bleibe Mensch, auch mit Digitalisierung ändere daran nichts. Gerade hier läge die Herausforderung in der Mitarbeiterführung. Eine gute Führungskraft müsse die menschliche Seite der digitalen Transformation sehen, damit umgehen und es schaffen steuernd einzuwirken. „Die Führungskraft der Zukunft muss sich als Dienstleister für die Mannschaft verstehen“, so Lotzmann. |
Typisch alt und typisch jung?
Dass der digitale Wandel keine rein technische, sondern im Wesentlichen eine kulturelle Frage ist, stellten auch Dr. Gabriele Albrecht-Andrássy und Prof. Dr. Michael Uhlmann aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven klar: Ist jemand so alt, wie er aussieht, oder hängt das Alter von seiner digitalen Kompetenz ab oder die digitale Kompetenz vom Alter? Mit Nichten, meint Gabriele Albrecht-Andrássy vom Demographie Netzwerk Sachsen. Wir seien getrieben von Stereotypen. Bereitschaft zur Digitalisierung und damit Veränderung, Innovations- und Lernfähigkeit oder auch die Höhe des Erfahrungswissens lasse sich beispielsweise nicht einfach am Alter festmachen. „Nicht alle unter 40jährigen trauen sich digitale Kompetenz auch wirklich zu“, so Albrecht-Andrássy. | ![]() |
Digital muss auch analog können
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Was muss eine Führungskraft also heute leisten? Wie können Unternehmen die eigenen Mitarbeiter stärken und so gemeinsam den digitalen Wandel gestalten? Wie kann die psychische Belastung von Mitarbeitern gesenkt werden? Wie verändern sich die Anforderungen an ein Betriebliches Gesundheitsmanagement? Dr. Martin Lange, Akademieleiter der FAW Chemnitz, sagte dazu: „Eine Führungskraft im digitalen Wandel ist auch analog und muss die gesamte ‚Klaviatur‘ zwischen digitalen und analogen Werkzeugen zur Information und Kommunikation beherrschen. Es gilt situativ das geeignete Instrument bzw. Instrumentenset auszuwählen.“ Und auch Dr. Bartosch von BGM Prozess aus Dortmund, unterstrich: Digitalisierung rückt die Menschen mehr in den Mittelpunkt. […] Für Unternehmen stellt es kaum einen Kostenfaktor dar, die steigenden psychischen Belastungen ihrer Mitarbeiter, die aus dem Wandel entstehen können, zu reduzieren. Das erfordert lediglich ein Umdenken.“ | ![]() |
Aus dem Unternehmen für das Unternehmen Michael Uhlmann, ATB Arbeit, Technik und Bildung gGmbH, wies darauf hin, dass sich Unternehmen auch so genannte betriebliche Kümmerer als Prozessbegleiter im digitalen Wandel aufbauen können. Diese nehmen sich für das Unternehmen gezielt dem Thema Digitalisierung an, könnten Prozessbegleiter, Strategen und Koordinatoren aus dem Unternehmen für das Unternehmen sein. Digitalisierung bedeute für die Personalarbeit, sich um Lebenslanges Lernen, Personalgewinnung, Motivation und Bindung und die Arbeitsbedingungen selbst zu kümmern. „Die Personalarbeit muss professioneller und strukturierter gestaltet werden“, so Uhlmann. |
Darüber sprechen, über den Tellerrand schauen, bewusst handeln
Strukturiert bei der Digitalisierung vorzugehen war der Grundtenor aller Gesprächsbeteiligten vor Ort. Vor allem wenn kleinere Unternehmen mit wenigen Ressourcen die digitale Transformation stemmen müssen. In Dialogrunden gab es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu Input und Praxisanwendungen. So können Betriebsnachbarschaften - beispielsweise zur Gesundheitsförderung oder Kooperationen im Personalbereich - gerade für Klein-Unternehmen interessante Perspektiven bieten. Dass dies erfolgreich funktionieren könne, zeigen die Erfahrungen aus dem kürzlich abgeschlossenen INQA-Vorhaben GeMit, bestätigte Frau Dr. Birgit Schauerte von der BGF GmbH. Weitere Themen bezogen sich auf den Einsatz von Social Media und die Digitalisierung von Berufsbildern.
Digitalisierung von Berufsbildern und Social Media
Social Media sei ein mächtiges Werkzeug zur direkten Kommunikation mit Zielgruppen, wie Kunden und potentiellen Mitarbeitenden. Allerdings auch das erfordere eine klare Konzeption und einen erheblichen Ressourceneinsatz sowie einen langen Atem bis zum Erreichen gewünschter Effekte. Der digitale Wandel macht auch vor Berufsbildern nicht halt. Nicht alle der derzeit über 340 Berufsbilder seien in gleichem Maße betroffen, aber in viele Berufe hält Digitalisierung Einzug und verändere Aufgaben sowie Tätigkeitszuschnitte erheblich. Neben einer Weiterentwicklung fachlicher Kompetenzen seien vor allem überfachliche und Medienkompetenzen von großer Bedeutung.
Praktische Einblicke und Ausblicke
Die Fachtagung lieferte den anwesenden Wirtschaftsvertretern v.a. aus der regionalen Zulieferindustrie einen guten Überblick darüber, vor welchen – insbesondere gesundheitlichen – Herausforderungen Unternehmer und Unternehmen in Zeiten der Digitalisierung stehen und welche konkreten Chancen sich daraus vor allem auch für kleine Unternehmen ergeben können. Gleichzeitig gab es konkrete Ideen und Ansätze für das eigene Unternehmen.